So mancher Beobachter wunderte sich in den letzten Wochen über ein fremdes Gesicht, das immer wieder im Trainingsbetrieb der LG Staufen auftaucht. Dass sich der Weitspringer Stefan Köpf häufig in der Nähe der hübschen Unbekannten aufhielt, gab natürlich Anlass zu Spekulationen. Jetzt darf das Geheimnis gelüftet werden. Es handelt sich um die Schweizer WM-Teilnehmerin im Siebenkampf, Simone Oberer.

Gefunkt hat es zwischen den beiden am 1. Juni bei der „Golden Roof Challenge“ in Innsbruck, dem Marktplatzspringen unter dem berühmten Goldenen Dachl in der Altstadt. Normalerweise wären ja beide dort gar nicht am Start gewesen. Aber dann erreichte Stefan Köpf ein Anruf von Landestrainer Tamas Kiss: „Kannst Du in Innsbruck springen? Kofi Amoah Prah und Peter Rapp haben sich verletzt!“ Auch Simone Oberer wurde gebeten, für eine andere Athletin einzuspringen.

Die Veranstaltung selber war dann jedoch ziemlich verregnet. Die Schweizerin gewann den Weitsprung in für sie mäßigen 5,93 m. Der Igginger wurde Vierter mit nur einem gültigen Versuch von 7,01 m und stattete kurz darauf seiner neuen Bekanntschaft in Basel einen Besuch ab. Die studiert dort sehr erfolgreich Chinesische Medizin mit dem Berufsziel „Dipl.-Akupunkteurin“. 

Wie kommt man zu so einer doch etwas ausgefallenen Berufswahl? „Meine Mutter ist Expertin für Kinesiologie. Und mich hat die Akupunktur schon immer fasziniert. Meine Kolleginnen lassen sich jetzt schon alle von mir behandeln.“

Da liegt es natürlich nahe zu fragen, wie es um die Aussichten einer Olympiateilnahme in Peking bestellt ist: „Ein paar Brocken Chinesisch kann ich schon. Dem Schweizer Olympiakader gehöre ich auch an. Aber ich muss natürlich die Norm von 6000 Punkten schaffen. Das traue ich mir zu.“

Simone Oberer hat schon einiges erlebt in ihrer Karriere. International trat sie zum ersten Mal 1999 bei den Junioreneuropameisterschaften in Erscheinung, wo sie im Siebenkampf Sechste wurde. 2001 wurde sie dann erstmals bei den Aktiven Schweizer Meisterin. 2002 nahm sie in München an der Europameisterschaft teil und belegte Rang 22. Im Jahr darauf wurde sie Siebte bei der Universiade. 2005 wurde sie bei dieser Veranstaltung sogar Vizestudentenweltmeisterin. Bei der WM in Helsinki folgte Platz 18.

2006 war ihr bisher erfolgreichstes Jahr. Als Zwölfte der EM in Göteborg war sie beste Athletin ihres Landes und wurde prompt zur „Schweizer Leichtathletin des Jahres“ gewählt. In der Bruthitze von Osaka gab es schließlich bei der diesjährigen WM wie seinerzeit in München Rang 22.

Ihre persönliche Bestleistung im Siebenkampf stellte sie 2005 im österreichischen Mehrkampf-Mekka Götzis mit 6052 Punkten auf. Bemerkenswert sind ihre persönlichen Bestleistungen: 200 m 25,00 – 800 m 2:13,47 – 100 m Hürden 13,63 – Hoch 1,84 m – Weit 6,49 m – Kugel 13,05 m – Speer 40,90 m.

Die sportlichen Ziele von Simone Oberer sind noch lange nicht ausgereizt: „Nach Peking lockt natürlich die WM 2009 in Berlin. Auch die nachfolgende EM in Barcelona wäre reizvoll für mich. Und irgendwann möchte ich schon noch den Schweizer Landesrekord von 6265 Punkten brechen. Den hält nämlich ausgerechnet meine Trainerin Corinne Schneider di Tizio.“

Die ambitionierte Athletin gehört dem LC Zürich an, dem sicher finanzkräftigsten Leichtathletikverein in der Schweiz. Da kommt ein Wechsel zur LG Staufen wahrscheinlich nicht in Frage: „(lacht) Das wohl nicht; aber bei uns in der Schweiz gibt es ein Zweitstartrecht. Wenn das bei Euch auch möglich ist und Ihr könnt mich brauchen, dann stehe ich zur Verfügung, wenn es in meine Wettkampfplanung passt.“

Ansonsten fühlt sie sich in der Igginger Sportlerfamilie Köpf sehr gut aufgehoben. Die Ostalb gefällt ihr sehr gut: „Schließlich bin ich auch auf dem Land aufgewachsen!“
Und wie läuft es zur Zeit bei ihrem Freund Stefan? Der süddeutsche Vizemeister im Weitsprung studiert normalerweise an der Uni Stuttgart für das Lehramt an Gymnasien (Deutsch und Geschichte). „Augenblicklich absolviere ich am Heubacher Rosenstein-Gymnasium ein Praktikum. Es macht viel Spaß! Und im Training läuft es hervorragend. Die Werte sind optimal.“

Das Paar hat bereits eine Wette abgeschlossen: „Wenn Stefan in der kommenden Hallensaison nicht mindestens anderthalb Meter weiter springt als ich, muss er mich zu einem Gala-Essen ausführen!“ Dazu sollte man wissen, dass ihre Hallenbestleistung 6,30 m beträgt. Stefan Köpfs Freiluftrekord steht bei 7,64 m. Nach Adam Riese müssten also jetzt 7,80 m angepeilt werden. Das dürfte nicht ganz einfach werden. Aber die Liebe verleiht ja bekanntlich Flügel…

 

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