Durch ein Wechselbad der Gefühle gingen die Anhänger der LG Staufen bei den baden-württembergischen B-Jugend-Hallenmeisterschaften im Sindelfinger Glaspalast. Fünf Goldmedaillen hätten es werden können. Letztendlich standen aber nur Stabhochspringer Kevin Aichholz, Hochspringerin Lena Bryxi und Dreispringerin Julia Köpf auf dem Treppchen ganz oben. Hinzu kam Silber durch Weitspringer Julian Barth.
Das erste Drama spielte sich im 60-m-Rennen ab. Martin Schönbach und Sven Zellner (bisher 7,24) gewannen ihre Vorläufe überlegen jeweils in 7,21 Sekunden. Julian Barth verbesserte sich von 7,62 auf 7,52 Sekunden, verzichtete anschließend jedoch ebenso wie Zellner auf den Zwischenlauf, um sich auf die anderen Wettbewerbe zu konzentrieren. Martin Schönbach steigerte in dieser Runde seine persönliche Bestzeit von 7,18 auf großartige 7,07 Sekunden und unterbot damit sogar die Norm für die deutschen Hallenmeisterschaften der zwei Jahre älteren A-Jugend um acht Hundertstel! Mit der absolut schnellsten Zwischenlaufzeit war der Hallenregionalmeister plötzlich zum Favoriten im Finale geworden. Das zerrte offensichtlich an seinem Nervenkostüm. Als Verursacher des zweiten Fehlstarts musste ihn das Kampfgericht disqualifizieren. „Sonst fabriziert er in der Regel immer den ersten Fehlstart, der ja noch folgenlos ist…“, merkte Trainer Lutz Dombrowski süßsauer an.
Den nächsten Aufreger gab es über 60 m Hürden. In einem Superrennen lieferte Sven Zellner mit exzellenten 8,00 Sekunden (seither 8,11) die schnellste Zeit aller Teilnehmer ab und hatte sich somit direkt für das Finale qualifiziert. Da es für die B-Jugend keine deutsche Hallenmeisterschaft gibt, kann man die Qualität dieser Zeit nur daran messen, dass die A-Jugend-DM-Norm auf 8,50 Sekunden festgelegt wurde. Eingeklemmt zwischen den ursprünglichen Favoriten, flatterten auch dem Igginger die Nerven. Schlecht aus dem Startblock gekommen, touchierte er jede Hürde, stürzte an der fünften und fiel so unglücklich auf die Hand, dass er ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. Dort wurde festgestellt, dass die Speiche gebrochen und das Gelenk angebrochen war. Gute Besserung!
Nach diesen Tiefschlägen wirkte der 800-m-Lauf von Andreas Dammenmiller geradezu aufbauend. Ohne spezielle Vorbereitung erwartete man für den Bargauer eine Zeit um 2:15 Minuten. Dass er dann taktisch äußerst geschickt die vier Runden absolvierte und in 2:09,19 Minuten als Achter das Ziel erreichte, war schon eine Riesenüberraschung. Ebenso unerwartet kam das Abschneiden der 4 x 200-m-Staffel. Unter den neunzehn Konkurrenten belegten Dominik Plischke, Julian Barth, Martin Schönbach und Andreas Dammenmiller in 1:36,34 den vierten Platz noch vor dem VfL Sindelfingen, dem SSV Ulm und dem LAZ Salamander Kornwestheim-Ludwigsburg.
Ein weiterer Höhepunkt war der Stabhochsprung. Nach zwei Oberschenkelverletzungen war Kevin Aichholz zwar noch nicht ganz beschwerdefrei, zeigte aber eine ausgezeichnete Vorstellung. Mit 4,10 m steigerte er sich um zehn Zentimeter und holte sich überraschend den Titel. Bemerkenswert, dass der Lorcher als Nicht-Kader-Mitglied alle Kadermitglieder hinter sich ließ!
Hinter dem Metzinger Moritz Riekert (6.89 m) eroberte Julian Barth im Weitsprung die Silbermedaille. Schon im ersten Durchgang kam der Hallenregionalmeister mit 6,59 m bis auf drei Zentimeter an seinen Hausrekord heran, den er im zweiten Versuch dann auf starke 6,71 m verbesserte. Völlig von der Rolle war Kugelstoßer Michael Gütlin, dem sein einziger gültiger Stoß von 11,33 m lediglich zu Rang 14 reichte.
Bei der weiblichen Jugend B lief Nathalie Krawtschuk die 200 Meter im Vorlauf in 28,70 Sekunden. Erstmals lief Verena Beyer die 60 m Hürden und wurde in 9,84 Sekunden gestoppt. Hochspringerin Lena Bryxi strafte alle Vorhersagen Lügen, die sie ins Mittelfeld verweisen wollten. In einer makellosen Vorstellung schraubte sie sich über 1,64 m und 1,67 m zuletzt im zweiten Versuch sogar über 1,70 m. Mit dieser persönlichen Bestleistung hielt sie sämtliche 21 Gegnerinnen auf Distanz. Dieser Erfolg ist umso bemerkenswerter, als die Bettringerin tags zuvor in der Gmünder Sporthalle bei den Schülerwettkämpfen noch kräftig Küchendienst geschoben hatte! Verena Beyer blieb mit 1,50 m Rang 16.
Im Weitsprung verfehlte Julia Köpf mit 5,16 m ihre Bestweite nur um einen Zentimeter und wurde Sechste. Maike Wolf belegte mit 5,07 m Platz 8. Beide traten auch im Dreisprung an, wobei Julia Köpf, die vorjährige süddeutsche Schülermeisterin und Nummer 2 bei der Wahl zur Gmünder Sportlerin des Jahres, ihrer Favoritenrolle vollauf gerecht wurde. Obwohl sie einen Fuß vor dem Balken absprang, gelangen ihr zweimal Sätze von 11,27 m (bisher 10,88 m), mit denen sie sich die Konkurrenz vom Leibe hielt. Maike Wolf steigerte sich von 10,36 m auf 10,70 m und wurde Siebte.
Erstellt: 30. Januar 2009 | Autor: Hans Bendl
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