Das war knapp: Vermutlich um einen einzigen Platz verfehlte Langsprinterin Tamara Seer (LG Staufen) die Nominierung für die deutsche 4 x 400-m-Staffel bei den Halleneuropameisterschaften am nächsten Wochenende in Paris. Dennoch sind ihr fünfter Platz über 200 Meter und Rang 6 auf der 400-m-Strecke bei den 58. Deutschen Hallenmeisterschaften aller Ehren wert.
In der Leipziger Arena begann es für Tamara Seer, die klugerweise auf die 60-m-Distanz verzichtet hatte, mit dem Vorlauf über 400 Meter. Auf der an sich günstigen Außenbahn 6 laufend, hatte sie unmittelbar hinter sich auf Bahn 5 die Titelverteidigerin Wiebke Ullmann (TSV Bayer 04 Leverkusen) im Nacken. Dieser gelang es, nach der ersten Runde als Erste auf die Innenbahn vorzustoßen. Von dieser Position ließ sie sich auch bis ins Ziel nicht verdrängen und gewann in 54,18 Sekunden.
Seer wurde in 54,89 Zweite. Damit schienen ihr schon alle Felle davonzuschwimmen; denn mit der siebtschnellsten Zeit kommt man normalerweise nicht ins Finale auf einer sechsbahnigen Anlage. Dann aber erklärte die Fünftplatzierte Jana Hartmann (54,35) ihren Verzicht mit Hinblick auf ihre 800-m-Beteiligung. Dieser machte sich insofern bezahlt, als sie dort auch später deutsche Meisterin werden sollte.
Am zweiten Tag ging Tamara Seer im 200-m-Vorlauf an den Start. In einem furiosen Rennen siegte die süddeutsche Meisterin in glänzenden 23,97 Sekunden und blieb damit um sieben Hundertstel unter ihrer persönlichen Bestzeit. Damit hatte sie auch auf dieser Strecke das Finale erreicht. Schon achtzig Minuten später war jedoch der 400-m-Endlauf angesetzt, wo sie jetzt natürlich auf die ungünstige Innenbahn gesetzt wurde. Man hatte sich die Taktik zurechtgelegt, dass sie nach der ersten Runde möglichst Position 3 einnehmen sollte. Der Zwischenspurt, der dafür notwendig wurde, kostete aber viel Kraft, die auf der Zielgeraden dann fehlte. Mit 55,12 Sekunden kam sie nicht über Platz 6 hinaus.
Wiederum eine halbe Stunde später stand bereits der 200-m-Endlauf an. Hier belegte die 21-Jährige dann mit 24,44 Sekunden einen respektablen fünften Platz. Dennoch war sie natürlich im ersten Moment enttäuscht: „Was nützt mir jetzt ein fünfter und ein sechster Platz?“ Aber Trainer Michi Pössinger ist von seinem Konzept überzeugt: „Mir geht es um einen langfristigen Aufbau. Tamy ist noch jung. Wenn sie später wirklich zu internationalen Einsätzen kommen sollte, muss sie diese Belastungen innerhalb weniger Stunden auch wegstecken können!“
Wichtig war für die Sportstudentin sicher die Erfahrung, dass sie mit der deutschen Spitze mithalten kann. Zum ersten Mal stand sie gleich in zwei Laufwettbewerben im Finale. Und das müsste eigentlich genug Motivation sein, um auch in der Freiluftsaison voll angreifen zu können.
Erstellt: 1. März 2011 | Autor: Hans Bendl
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