An Spannung war das Hammerwurf-Finale bei den Deutschen Meisterschaften im UImer Donaustadion kaum zu überbieten. Letztlich nur um drei Zentimeter geschlagen, holte sich Alexander Ziegler (LG Staufen) die Vizemeisterschaft, während Teamkameradin Svenja Sickinger im 1500-m-Endlauf auf Platz 12 landete.
Dass es im Hammerwerfen zu einem Duell zwischen dem mehrfachen Titelträger Markus Esser (TSV Bayer 04 Leverkusen) und dem aufstrebenden süddeutschen Meister Alexander Ziegler geben würde, war den Experten klar. Das Mitglied des TSB Gmünd begann mit 71,48 m, was von Esser mit 72,78 m beantwortet wurde. Als Ziegler im zweiten Durchgang mit 74,28 m die Führung übernahm und sein Kontrahent nur einen ungültigen Wurf zuwege brachte, begannen diesem, so Ziegler-Coach Fred Eberle, „die Hände zu schwitzen“.
Den dritten Versuch beendete Ziegler mit 72,70 m, Esser konterte mit 75,18 m, die am Ende den Sieg bedeuten sollten. Der Staufen-Athlet warf anschließend 73,42 m und kam im fünften Durchgang mit 75,15 m bis auf drei Zentimeter an den Favoriten heran. Esser warf hier mit 74,61 m seine zweitbeste Weite, sein letzter Versuch wurde ungültig gegeben, während Ziegler mit 73,12 m seine großartige Serie abschloss. Als Dritter konnte der Leverkusener Sven Möhsner mit 71,54 m nie wirklich ins Geschehen eingreifen.
Unmittelbar nach dem Wettkampf war Trainer Fred Eberle mit den Nerven fix und fertig: „Ich bin einfach platt. Wir wussten, dass es knapp werden würde, aber so knapp…“ Dann ging es für seinen Athleten zunächst zur Doping-Kontrolle. Wenig später kam dann Eberles Analyse des Wettkampfes: „Noch einmal hat die Routine die Oberhand behalten. Leider hat Alex den letzten Versuch nicht so hinbekommen wie in den letzten Wettbewerben. Dennoch bin ich stolz darauf, wie Alex dem WM- und Olympiateilnehmer die Stirn geboten hat.“
Der DLV wird heute bei einer Sitzung noch in Ulm entscheiden, ob sein Schützling für die Europameisterschaft in Zürich nominiert wird. Sowohl Esser als auch Ziegler haben die 1. EM-Norm des DLV von 77,50 m in dieser Saison nicht geschafft, wohl aber die 2. Norm von 76,00 m. Mit entscheidend wird auch die Platzierung in der europäischen Bestenliste dieses Jahres sein. Bundestrainer Helge Zöllkau wird dem Nominierungsausschuss beide Hammerwerfer vorschlagen. Der Teamleiter Wurf, Jürgen Schult, unterstützt ihn dabei.
„Wenn der DLV klug ist“, so Fred Eberle, „nimmt er beide mit zur EM. Alex hat ja kaum internationale Einsätze, außer selbst organisierte. Schließlich sollte das Loch hinter Markus Esser nicht zu groß werden, und da braucht es eben internationale Erfahrung.
Im Vorjahr war es eine Riesensensation, dass Svenja Sickinger bei der DM den Endlauf über 1500 Meter erreichte. Entgegen allen Prognosen schaffte sie es aber auch dieses Mal, ins Finale einzuziehen. In einem taktisch klugen Vorlauf, in dem sie sich nicht wie früher gleich an die Spitze setzte, streifte sie mit 4:26,42 Minuten ihre Bestzeit und wurde Fünfte. Insgesamt war das die achtbeste Zeit. Trainer Lutz Dombrowski meinte: „Svenja hat im letzten Jahr taktisch dazugelernt. Mit einem langgezogenen Endspurt hat sie trotz des störenden Gegenwinds auf der Gegengerade fast ihre Bestzeit erreicht!“
Auch im Endlauf hielt sich Sickinger lange in der Spitzengruppe auf, ehe sie allmählich die Kräfte verließen und sie auf Platz 12 durchgereicht wurde. 4:31,20 Minuten lautete ihre Endzeit. Nach dem Rennen äußerte sich die Bettringerin so: „2013 ging es darum, überhaupt zur DM zu kommen. Diesmal hatte ich schon das Ziel, den Endlauf zu erreichen. Aber es war schwierig: Kurz zuvor hatte es geregnet und dann veranstalteten ausgerechnet die schnellsten Läuferinnen so ein Bummelrennen. Im Moment bin ich noch etwas enttäuscht über die Platzierung.“
Gar nicht enttäuscht schien ihr Trainer: „Die Durchgangszeit nach 800 Metern war zehn Sekunden langsamer als im Vorlauf. Wenn dann in der letzten Runde so eine Tempoverschärfung kommt, kann Svenja noch nicht mithalten.“ Nächste Woche will die 24-Jährige noch bei einem Meeting starten, bevor es in den wohlverdienten Urlaub geht.
Erstellt: 28. Juli 2014 | Autor: Hans Bendl
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