Die LG Staufen-Athletin Lisa Maihöfer ist auf nationaler Ebene keine unbekannte. In den Bestenlisten des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) ist die Mehrkämpferin gleich drei mal in den Top Ten der U18-Athletinnen zu finden: im Hochsprung (1,80m), im Weitsprung (6,02m), und im Siebenkampf (5.278 Punkte). Am vergangenen Wochenende sprang die erst 15-Jährige zu ihrer ersten Goldmedaille bei Deutschen Meisterschaften und schrieb damit Vereinsgeschichte.
Wer in der Chronik der LG Staufen nachschlägt, wann es zuletzt einen ersten Platz bei Deutschen Jugendmeisterschaften für den Verein gegeben hat, der muss ein wenig zurückblättern. Kathrin Sonntag war diejenige Athletin, der das in der Altersklasse der 16- und 17-Jährigen zuletzt gelang. Und zwar 1997, vor 17 Jahren. Ein Jahr später, 1998, ist Lisa Maihöfer geboren. Sie ist noch nicht einmal 16, sondern erst 15 Jahre alt, feiert aber in diesem Jahr noch Geburtstag und gehört damit der U18-Altersklasse an. 2014 gelang Lisa Maihöfer mit ihrem Weitsprung-Sieg bei den Deutschen Jugend-Meisterschaften Historisches.
Auch wenn die Staufen-Athletin zweifelsohne ein großes Talent ist: Bei den Deutschen Meisterschaften treffen die besten Athleten der ganzen Nation aufeinander. Alle haben sie monatelang für dieses eine Wochenende trainiert, um auf den Punkt genau Top-Leistungen abzurufen. Und viele von ihnen sind nicht weniger talentiert als die Gmünderin. Deutsche Meisterschaften sind eben kein Spaziergang.
Und dennoch: An diesem Samstagnachmittag, als es galt, so viel Geschwindigkeit wie möglich im Anlauf aufzunehmen, das Brett genauestens zu treffen, keinen Zentimeter zu verschenken und dann die Hüfte vor, den ganzen Körper in Laufbewegung nach vorne zu bringen und zu fliegen, zu fliegen bis die ersten Sandkörner bei der Landung in der Grube zu allen Seiten spritzen: An diesem Samstag Nachmittag flog keine weiter als Lisa Maihöfer. 5,99 Meter wurden für sie gemessen.
„Ich hätte nie gedacht, dass der Sieg unter sechs Metern weg geht“, konnte es die Athletin im Anschluss an den Wettkampf selbst kaum fassen. „Am Sonntag haben wir ganz spontan ein kleines Fest mit Freunden gemacht“, erzählt Vater und Trainer Edgar Maihöfer. „Wir hatten zwar gar nichts vorrätig, aber alle haben etwas mitgebracht.“ Konnte ja niemand ahnen, dass Familie Maihöfer eine Deutsche Meisterin zu feiern haben würde!
Edgar Maihöfer trainiert zusammen mit Gerald Baiker, Vater der Deutschen U20-Vizemeisterin im Stabhochsprung Dorina Baiker, die Gmünder U18-Athleten. Fünfmal pro Woche kommen sie im Berufsschulzentrum auf dem Hardt oder in der Gmünder Großsporthalle zusammen. Die Tipps im Weitsprung erhält Lisa zusätzlich von einem, der wissen muss, wie es geht: Weitsprung Olympiasieger Lutz Dombrowski. Im Winter fuhr die Athletin des Mehrkampf-Bundeskaders außerdem einmal pro Woche nach Stuttgart, wo sie beim Landestrainer Christopher Hallmann trainierte.
Denn eigentlich ist die Deutsche Meisterin im Weitsprung Mehrkämpferin, und das soll vorerst auch einmal so bleiben. „Über eine Spezialisierung denken wir noch nicht nach, das werden wir in einem Jahr mal besprechen“, sagt Edgar Maihöfer. Weitsprung, Hochsprung und 100 Meter Hürden sind die Lieblingsdisziplinen seiner Tochter. Auch im Hochsprung startete die vielseitig Talentierte bei den Deutschen Meisterschaften und wurde mit übersprungenen 1,74 Metern Dritte. Im Weitsprung stand sie in diesem Jahr schon fast im Team für die Olympischen Jugendspiele im chinesischen Nanjing. Doch nach einem Muskelfaserriss im Winter verpasste sie die Qualifikationsnorm von 6,05 Metern um nur 6 Zentimeter. „Auch die beiden Physioteams um Michael Eyrainer in Schwäbisch Gmünd und am Olympiastützpunkt in Stuttgart haben einen großen Anteil daran, dass ich den Titel geholt habe“, ist die Athletin jetzt noch dankbar.
Im nächsten Jahr steht die U18-WM auf dem Plan. „Die ist in Cali in Kolumbien“, weiß Lisa, denn dort will sie unbedingt hin. Ob sie dort im Weitsprung startet oder im Siebenkampf, das ist ihr egal. Eines aber ist klar: Mit einem Start dort würde sie zum zweiten Mal Vereinsgeschichte schreiben.
Erstellt: 12. August 2014 | Autor:
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