Im vorigen Jahr stand Andreas Treß (LG Staufen) bei den Deutschen Jugendmeisterschaften über 110 m Hürden im Finale und belegte Platz 6. In dieser Saison holte er sich bei den Männern den baden-württembergischen Titel und wollte nun bei den deutschen Juniorenmeisterschaften in Göttingen zumindest im Vorlauf einen guten Eindruck hinterlassen. Aber schon im Vorfeld gab es Probleme mit der Oberschenkel-Muskulatur.

„Bei den Steigerungsläufen im Rahmen des Aufwärmprogramms vor den Vorläufen fiel die Entscheidung: Schon nach dem Überqueren der ersten Hürde machte der Oberschenkelbeuger zu. Da wir keine schwere Verletzung riskieren wollten, habe ich Andy geraten, auf den Start zu verzichten“, so Trainer Fred Eberle, der durchaus die Chance sieht, dass sein Schützling im Laufe der Saison noch einmal ins Geschehen eingreifen wird.

Der erste Titel der 66. Deutschen Juniorenmeisterschaften in Göttingen ging an Hammerwerfer Alexander Ziegler (LG Staufen). Ob Zufall oder nicht: Es ist ausgerechnet der 66. für die Rot-Weißen seit der Gründung 1970! Wie auch immer: Das erste Etappenziel auf dem Weg zur U 23-Europameisterschaft ist erreicht.

Nach Platz 2 im Vorjahr wollte der aus Dischingen stammende 21-jährige Student diesen Titel unbedingt. Er begann mit 67,46 m. Schon im zweiten Durchgang flog das Gerät auf 71,80 m hinaus. Auch mit dem dritten Versuch übertraf der Schützling von Fred Eberle mit 70,85 m die Norm (70,00 m) für die U 23-EM in Kaunas (Litauen; 16. bis 19. Juli).

Beim vierten Wurf schleuderte er den Hammer auf die Siegerweite von 72,46 m hinaus, womit er seinen eigenen württembergischen Rekord, erst am 1. Juni in Fränkisch-Crumbach erzielt, um 33 Zentimeter übertraf. Damit war die Spannung etwas abgeflaut. Mit 68,20 m und 69,27 m war keine Steigerung mehr möglich. Das war aber auch nicht nötig. Denn Jerrit Lipske (LG Stadtwerke München) kam als Vizemeister nur auf 69,49 m. Der als schärfster Konkurrent gefürchtete Benjamin Hedermann (TSV Bayer 04 Leverkusen) war völlig von der Rolle. Er schaffte nur einen gültigen Versuch von 63,32 m, mit dem er Dritter wurde.

Unmittelbar nach dem Wettkampf sagte Alexander Ziegler in einem Interview: „Der Ring war gut, die Anlage war gut. Wenn ich ihn noch ein wenig besser erwische, dann geht er noch ein bisschen weiter. Aber ich denke, wenn man bei den Deutschen Juniorenmeisterschaften mit Bestleistung gewinnt, muss man zufrieden sein.“

Die Fahrkarte zur U 23-EM müsste er normalerweise jetzt in der Tasche haben. Er untermauerte in der aktuellen europäischen U 23-Bestenliste hinter dem überragenden Weißrussen Juri Shayunov (80,72 m) und dem Russen Anatolij Pozdnyakov (72,72 m) seinen dritten Platz. Der letzte deutsche Juniorenmeister im Trikot der LG Staufen war übrigens Jan Titze, der 2002 den Hochsprung mit 2,17 m gewann.

Mit Gold für Speerwerfer Patrick Hess, Silber für seinen Disziplinkollegen Jonathan Seidel, 800-m-Läuferin Svenja Sickinger und Hochspringerin Lena Bryxi sowie Bronze für Dreispringerin Julia Köpf kehrte das Team der LG Staufen von den baden-württembergischen A-Jugend-Meisterschaften aus Mannheim zurück.

Siegreiche Athleten

Dass die Mannheimer leichte Probleme mit der Zeitmess-Anlage hatten, wurde spätestens bei der Zeitangabe für Martin Schönbachs 100-m-Vorlauf deutlich. Dass der süddeutsche B-Jugend-Hallenmeister nur 11,55 Sekunden gelaufen sein sollte, wurde leise angezweifelt. Jedenfalls kam er damit nicht weiter. Im Gegensatz zu Sven Zellner, der mit 11,25 Sekunden seine persönliche Bestzeit um eine Hundertstelsekunde unterbot. Im Zwischenlauf erzielte er genau dieselbe Zeit noch einmal und blieb damit erneut unter der B-Jugend-DM-Norm von 11,30 Sekunden.

Einen Tag nach seiner Abiturfeier hatte Sean Robinson erstaunlicherweise noch die Kraft, im 400-m-Vorlauf seine Bestzeit von 52,86 auf 52,22 Sekunden zu drücken. Der B-Jugendliche Andreas Dammenmiller, bisher die 84 cm hohen Hürden auf der 400-m-Strecke gewohnt, startete erstmals bei der A-Jugend, die wie auch die Männer zehn 91,4 cm hohe Hindernisse überwinden muss. Der Bargauer kam jedoch mit diesem Umstand sehr gut zurecht und wurde mit 59,25 Sekunden Sechster. Trainer Lutz Dombrowski: „Das war der bisher beste Lauf von Andy!“

Pech hatte die 4 x 100-m-Staffel, die schon nach dem verunglückten ersten Wechsel aufgeben musste. Stabhochspringer Kevin Aichholz tat sich mit den härteren Stäben schwer und musste sich mit 3,90 m und dem zehnten Rang zufrieden geben. Trotz leichten Problemen mit der Kniekehle zeigte Weitspringer Julian Barth eine stabile Serie und belegte hinter fünf 7-m-Springern den sechsten Platz. Mit 6,86 m übertraf er erneut die Norm (6,80 m) für die deutschen B-Jugend-Meisterschaften. Gar nicht klappen will es derzeit bei Tobias Kerker, der mit 6,17 m nicht über Rang 19 hinauskam.

Wochenlang schwächelte Speerwerfer Patrick Hess, dessen Ellenbogen schmerzte. Zudem laborierte er auch noch an einer Bronchitis, von der er auch in Mannheim noch nicht vollständig genesen war. Dennoch bot der Wißgoldinger seinen Gegnern die Stirn und verteidigte gleich mit seinem ersten Wurf von 62,81 m den Titel, den er 2008 mit 61,76 m gewann. Das gefiel natürlich Trainer Fred Eberle ebenso wie den Staufen-Fans, deren Glück Jonathan Seidel vollkommen machte, als er sich im zweiten Durchgang von 53,28 m auf 54,34 m verbesserte und damit die Vizemeisterschaft nach Alfdorf holte.

Bei der weiblichen Jugend wird Sprinterin Sarah-Lea Effert immer schneller. Mit 12,59 Sekunden lief sie im 100-m-Vorlauf Saisonbestzeit. Schade nur, dass sie bei der Riesen-Konkurrenz nicht mehr in den Zwischenlauf kam. Begeistert war Lutz Dombrowski von der Vorstellung der jungen Verena Beyer, die über 200 Meter schon im Vorlauf mit 26,32 Sekunden ihre Bestzeit um zwei Hundertstel nach unten drückte und sich im B-Endlauf (Platz 2) sogar noch auf 26,17 Sekunden zu steigern vermochte.

Im 800-m-Finale führte die baden-württembergische Juniorenmeisterin Svenja Sickinger die meiste Zeit bei Gegenwind. Kurz vor dem Ziel löste sich ihre Verfolgerin Sarah Hettich (SVK Beiertheim) aus ihrem Windschatten und gewann in 2:15,41 Minuten vor der Bettringerin, die in 2:15,99 Minuten also wie im Vorjahr Vizemeisterin wurde. Die DM-Norm von 2:17,20 war jedoch erneut unterboten worden. Ausgerechnet an der letzten Hürde kam Lea Saur über 400 m Hürden zum Straucheln und fast zum Stehen, sonst wäre mehr als der vierte Platz drin gewesen. Mit 65,26 Sekunden verfehlte die Gmünderin dennoch nur um sechs Hundertstel die DM-Norm.

Einen ausgezeichneten fünften Platz belegte die erstmals in dieser Formation laufende 4 x 100-m-Staffel der LG Staufen (Beyer, Effert, Köpf, Vanessa Lehnert) in feinen 49,61 Sekunden. Im Hochsprung war die deutsche Spitzenathletin Marie-Laurence Jungfleisch (LC Rothaus Breisgau) mit 1,80 m eine Klasse für sich. Hinter ihr wurde erfreulicherweise die junge Lena Bryxi mit 1,67 m Vizemeisterin. Bronze gab es für Dreispringerin Julia Köpf, die sich gleich im ersten Versuch um einen Zentimeter auf 11,44 m verbesserte und sich nun bis auf sechs Zentimeter der DM-Norm genähert hat. Maike Wolf belegte mit 10,65 m Rang 7.

Noch nicht ganz zufrieden war Coach Dirk Rösiger mit Kugelstoßerin Cassandra Lüder, die noch nicht alle technischen Probleme ausgeräumt hat. Dennoch können sich 12,41 m (DM-Norm 12,20 m) und Platz 6 sehen lassen. Im Hammerwerfen ließ es Saskia Rösiger wieder einmal krachen. Im sechsten Durchgang donnerte sie das 4 Kilo schwere Gerät auf 45,62 m hinaus, was Platz 4 bedeutete. Damit übertraf sie ihren eigenen, erst vier Wochen alten ostwürttembergischen Rekord um acht Zentimeter. Ein schöner Schlusspunkt hinter diesen Titelkämpfen für die LG Staufen!

Tilman Utz

Immer wieder geht der in Wien studierende Straßdorfer Mittelstreckler Tilman Utz (LG Staufen) auch in Österreich an den Start.

So konnte er sich jetzt bei den Wiener Meisterschaften über 800 Meter den Titel sichern. Nach einer relativ langsamen ersten Runde attackierte Utz nach 500 Metern. Ins Ziel konnte er nach 1:54,82 Minute einen hauchdünnen Vorsprung von zwei Hundertstelsekunden retten.

Als Gast startete die B-Jugendliche Sarah-Lea Effert (LG Staufen) bei den Meisterschaften des Kreises Ludwigsburg in Murr über 100 m Hürden. Hinter der in 14,89 Sekunden siegenden Nicole Sandrieser (LAZ Salamander Kornwestheim-Ludwigsburg) verbesserte sich die Alfdorferin von 15,41 gleich auf ansprechende 15,00 Sekunden.

“Muss ein bisschen verrückt sein“ / „Lutz Dombrowski: ein Leben für die Leichtathletik“. So lautete vor Jahren eine Überschrift in der Fachzeitschrift „Leichtathletik“. Am heutigen Donnerstag wird der Stadtsportlehrer und LG-Staufen-Trainer 50 Jahre alt.

Am 25. Juni 1959 als sechstes von zwölf Kindern geboren, wurde er, nachdem sein sportliches Talent erkannt war, schon früh von seiner Geburtsstadt Zwickau in das damalige Karl-Marx-Stadt zum dortigen Sportclub „delegiert“, wo er bald alle Altersklassenrekorde im Dreisprung purzeln ließ. Wegen Knieproblemen wechselte er zum Weitsprung, wo er rasch Erfolge feierte. 1979 gewann er beim Europacup. Am 28. Juli 1980 wurde er in Moskau Olympiasieger mit 8,54 m. Mit seinem Supersprung ist er noch heute deutscher Freiluft-Rekordhalter. 1982 holt er sich noch den Europameistertitel, springt 1984 noch einmal 8,50 m als Nummer 3 in der Welt, ehe er 1987 nach zahlreichen Verletzungen seine Karriere beendet.

In diesem Jahr begann Lutz Dombrowski sein Studium an der Deutschen Hochschule für Körperkultur in Leipzig, das er vier Jahre später an der Universität Leipzig als Diplomsportlehrer abschloss. Nach einer ersten Tätigkeit als Trainer in Chemnitz bewarb er sich 1992 um die frei gewordene Stelle eines Stadtverbandssportlehrers in Schwäbisch Gmünd.

Walter Lenz, 1970 Mitbegründer und bis heute treuer Wegbegleiter der LG Staufen, war damals Mitglied der Findungskommission. Er erinnert sich: „Zwanzig Kandidaten haben sich damals beworben. Uwe O. Schmid und ich haben fünf davon zum Vorstellungsgespräch eingeladen, darunter Lutz Dombrowski. Bei ihm hat uns zunächst nur sein sächsischer Dialekt etwas irritiert. Eigentlich hat uns sein Olympiasieg weniger imponiert als seine exzellenten Zeugnisse. Wir haben ihn daher vorgeschlagen und auch den Stadtverband von seinen Qualitäten überzeugen können.“

Im Schwäbischen ist Lutz Dombrowski mittlerweile längst zu Hause. Neben seiner Tätigkeit an den Gmünder Grundschulen, die ihm nach wie vor viel Spaß macht, geht er in der Trainingsarbeit und Wettkampfbetreuung für die LG Staufen voll auf. Urlaub ist für ihn ein Fremdwort. Er formte Athleten wie den Vizejunioreneuropameister im Zehnkampf, Steffen Munz, die Sprinterin Tatjana Koob und den Hochspringer Jan Titze, beide Teilnehmer an U 23-Europameisterschaften, oder auch aktuell den zur Zeit leider verletzten 7,68-m-Weitspringer Stefan Köpf.

Heute wird es sicher an seinem jetzigen Wohnort Waldstetten hoch hergehen. Morgen wird sich Lutz Dombrowski in seiner sächsischen Heimat von Verwandten und Freunden feiern lassen. Die Gmünder Leichtathleten gratulieren ihrem langjährigen Coach jedenfalls recht herzlich und wünschen sich mit ihm zusammen noch viele Erfolge!